Film+: Der vermessene Mensch
Filmstart: 20 Uhr
Kinoabend mit Filmgespräch:
Im Historiendrama von Lars Kraume geht es um einen ehrgeizigen Ethnologie-Doktoranden während des Herero-Aufstandes in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia.
Der vermessene Mensch
Deutschland 2022, 116 Minuten
Regie: Lars Kraume; Darstellende: Leonard Scheicher, Girley Charlene Jazama, Peter Simonischek.
Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts: Alexander Hofmann ist ein ehrgeiziger Ethnologie-Doktorand an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Als im Zuge der „Deutschen Kolonial-Ausstellung“ eine Delegation von Herero und Nama aus der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ nach Berlin reist, lernt Hoffmann die Dolmetscherin der Gruppe, Kezia Kambazembi, kennen. Hoffmann entwickelt ein intensives Interesse an den Herero und Nama – und widerspricht nach den Begegnungen und Gesprächen mit ihnen der gängigen evolutionistischen Rassentheorie. Nachdem der Aufstand der Herero und Nama in der Kolonie niedergeschlagen wird und die Kolonialherren einen blutigen Vernichtungskrieg beginnen, reist Hoffmann im Schutz der kaiserlichen Armee durch das Land und sammelt für das Berliner Völkerkundemuseum zurückgelassene Artefakte und Kunstgegenstände. Vor Ort erlebt Hoffmann mit, wie deutsche Soldaten mit unmenschlicher Härte den Vernichtungsbefehl ausführen. Doch auch der Ethnologe überschreitet zunehmend moralische Grenzen.
Simone Knapp, Koordinatorin der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) wird in den Film einführen und hinterher Fragen beantworten. Die KASA setzt sich als Lobby- und Kampagnenorganisation für das Südliche Afrika ein. Schwerpunkte der Arbeit sind dabei unter anderem Entschädigungs- und Wiedergutmachungsfragen.
„Die Doppeldeutigkeit des Titels zieht sich durch den gesamten Film: vermessen anzunehmen, die Hererofrau Kezia Kambazembi würde sich zum Protagonisten Alexander Hoffmann hingezogen fühlen. Vermessen zu glauben, er könne sie am Ende retten. Hoffmann bleibt bis zum bitteren Ende Täter, so sehr er sich auch als Opfer sieht. Plötzlich werden für uns sonst als Touristenmagnete bekannte Orte zu Schlachtfeldern, Konzentrationslagern, Friedhöfe. Und uns EthnologInnen wird schlagartig wieder vor Augen geführt, wozu unsere Zunft in der Lage war, wofür wir mit Verantwortung tragen“, so die studierte Ethnologin und Afrikanistin Simone Knapp.
Eintritt: 5€