1577 Bauzeitliches Zierfachwerk im Giebel;
die einstige Markt- und Gerichtshalle im Erdgeschoss ist noch gut erkennbar.
Das alte Rathaus von Großheppach gehört zu der bemerkenswerten Reihe von vier historischen Rathäusern in Weinstadt aus dem 16. Jahrhundert, angefangen bei Beutelsbach (1534) über Endersbach (wohl um 1580) bis Strümpfelbach (1591). Lange Zeit dachte man, das Großheppacher Rathaus stamme erst von 1605, dem Jahr der (vermeintlichen) Ersterwähnung, oder gar erst aus der Zeit um 1620. Eine bauhistorische Untersuchung im Jahr 2005 (durch Tilmann Marstaller) ergab aber das Baujahr 1577! Später konnte dieses Baujahr auch durch archivalische Quellen bestätigt werden.
Der Südgiebel zur Pfahlbühlstraße hin zeigt noch weitgehend das ursprüngliche Fachwerk der Renaissance-Zeit mit abwechselnd langen und kurzen Fußstrebenpaaren und kleinen, so genannten Kopfwinkelhölzern als Gegenstücken. Auffälligster Schmuck sind die „Nasen“ an den kurzen Fußstreben und den Kopfwinkelhölzern. Wirklich ungewöhnlich ist die Konstruktion der Auskragungen (Geschossvorsprünge) ausschließlich über kurze Stichgebälklagen, die im Südgiebel komplett durch die Schwellen- und Profilhölzer verkleidet werden. Üblich wären bis zur Fassade reichende Balkenköpfe, die an den Bundständern durch kräftige Knaggen (Konsolen) gestützt werden. Neben dem praktischen Zweck des Wetterschutzes für die Balkenköpfe ist aber auch ein von der Norm abweichender Gestaltungswille des (unbekannten) Zimmermanns erkennbar – er wollte die Auskragungen offensichtlich leichter und fließender ausformen! Auch bei der Aussteifung des Windverbands (in Längsrichtung) im 1. DG ging der Zimmermann mit wandhohen Feldstreben ungewohnte Wege. Insgesamt muss es sich um einen ebenso kreativen wie innovativen Kopf gehandelt haben, der ein Rathaus hinstellte, das in mancher Hinsicht seiner Zeit voraus war – daher rühren wohl auch die späten Datierungen.
Natürlich wurde das Rathaus vielfach umgebaut: Der heutige Dachreiter für die Glocke ersetzte um 1700 einen Vorgänger. Der seitliche Haupteingang erhielt 1839 einen neuen Türstock. Die vielleicht einschneidendste Veränderung erfolgte 1949/51 mit der Verlegung des Sitzungssaals in das 1. DG. Dagegen wurde die einst große, für Rathäuser hierzulande typische Halle im EG beim Umbau für die bis heute bestehende Begegnungsstätte wenigstens teilweise wiederhergestellt. Die Nutzungsabfolge dort ist ebenfalls typisch: Ursprünglich Markt- und Gerichtshalle, später Farrenstall (bis 1886), dann Feuerwehrmagazin. Im OG (mit den später stark vergrößerten Fenstern an der Straßenseite) befanden sich neben dem Ratssaal und Amtsstuben Wohnräume des Schultheißen und der Arrest. Die Dachgeschosse fungierten als Fruchtböden.
die einstige Markt- und Gerichtshalle im Erdgeschoss ist noch gut erkennbar.
Das alte Rathaus von Großheppach gehört zu der bemerkenswerten Reihe von vier historischen Rathäusern in Weinstadt aus dem 16. Jahrhundert, angefangen bei Beutelsbach (1534) über Endersbach (wohl um 1580) bis Strümpfelbach (1591). Lange Zeit dachte man, das Großheppacher Rathaus stamme erst von 1605, dem Jahr der (vermeintlichen) Ersterwähnung, oder gar erst aus der Zeit um 1620. Eine bauhistorische Untersuchung im Jahr 2005 (durch Tilmann Marstaller) ergab aber das Baujahr 1577! Später konnte dieses Baujahr auch durch archivalische Quellen bestätigt werden.
Der Südgiebel zur Pfahlbühlstraße hin zeigt noch weitgehend das ursprüngliche Fachwerk der Renaissance-Zeit mit abwechselnd langen und kurzen Fußstrebenpaaren und kleinen, so genannten Kopfwinkelhölzern als Gegenstücken. Auffälligster Schmuck sind die „Nasen“ an den kurzen Fußstreben und den Kopfwinkelhölzern. Wirklich ungewöhnlich ist die Konstruktion der Auskragungen (Geschossvorsprünge) ausschließlich über kurze Stichgebälklagen, die im Südgiebel komplett durch die Schwellen- und Profilhölzer verkleidet werden. Üblich wären bis zur Fassade reichende Balkenköpfe, die an den Bundständern durch kräftige Knaggen (Konsolen) gestützt werden. Neben dem praktischen Zweck des Wetterschutzes für die Balkenköpfe ist aber auch ein von der Norm abweichender Gestaltungswille des (unbekannten) Zimmermanns erkennbar – er wollte die Auskragungen offensichtlich leichter und fließender ausformen! Auch bei der Aussteifung des Windverbands (in Längsrichtung) im 1. DG ging der Zimmermann mit wandhohen Feldstreben ungewohnte Wege. Insgesamt muss es sich um einen ebenso kreativen wie innovativen Kopf gehandelt haben, der ein Rathaus hinstellte, das in mancher Hinsicht seiner Zeit voraus war – daher rühren wohl auch die späten Datierungen.
Natürlich wurde das Rathaus vielfach umgebaut: Der heutige Dachreiter für die Glocke ersetzte um 1700 einen Vorgänger. Der seitliche Haupteingang erhielt 1839 einen neuen Türstock. Die vielleicht einschneidendste Veränderung erfolgte 1949/51 mit der Verlegung des Sitzungssaals in das 1. DG. Dagegen wurde die einst große, für Rathäuser hierzulande typische Halle im EG beim Umbau für die bis heute bestehende Begegnungsstätte wenigstens teilweise wiederhergestellt. Die Nutzungsabfolge dort ist ebenfalls typisch: Ursprünglich Markt- und Gerichtshalle, später Farrenstall (bis 1886), dann Feuerwehrmagazin. Im OG (mit den später stark vergrößerten Fenstern an der Straßenseite) befanden sich neben dem Ratssaal und Amtsstuben Wohnräume des Schultheißen und der Arrest. Die Dachgeschosse fungierten als Fruchtböden.
14. Jahrhundert (Chorturm)/1468 (Langhaus)
Typische Chorturmkirche mit bemerkenswertem barockem Turmhelm („welsche Haube”) und bedeutenden Resten der Wehranlage.
Die alte Pfarrkirche mit dem Heiligen Ägidius als Patron stellt in doppelter Hinsicht einen im Remstal weit verbreiteten Bautypus dar: Sie ist zum einen eine Chorturmkirche, d .h. der Chor befindet sich im EG des östlich an das Langhaus anschließenden Glockenturms, und sie war zugleich eine Wehrkirche, das bedeutet, der Kirchhof um das Gotteshaus herum war wie eine kleine Burg von einer Ringmauer umgeben – man spricht bei aufwendigeren Anlagen auch von „Kirchenburgen“. Da die Dörfer im Mittelalter im Gegensatz zu den Städten meist unbefestigt waren, baute man in machtpolitisch umstrittenen und von Heerzügen häufig betroffenen Regionen wenigstens die Kirchen als letzte Zufluchtsorte aus, in welche sich die Bevölkerung im Angriffsfalle mit ein paar Habseligkeiten zurückziehen konnte. Besonders gut ist solch eine Wehrkirchenanlage noch in Beutelsbach erkennbar, wo sich sogar der Torturm noch erhalten hat. Dabei fungierten die Kirchtürme häufig – vergleichbar den Bergfrieden den in Burgen – als letztes Refugium, so auch der Großheppacher Chorturm mit einstmals erhöhtem Zugang und Schartenfenstern. Es wurde deshalb auch schon die These aufgestellt, dass es sich dabei diesem Turm tatsächlich um den Rest einer Burg handeln könnte, aber viel naheliegender und wahrscheinlicher ist die Erklärung als rein kirchliches Bauwerk.
Klar ist aber, dass der Turm älter ist als das Langhaus, vermutlich stammt er aus dem 14. Jahrhundert, in dem es erste Hinweise auf kirchliche Bauten – zwei Kapellen – in Großheppach gibt. Freilich hatte der Ort da noch keine eigene Pfarrkirche, kirchlich gehörte Großheppach nach wie vor zu Waiblingen. Erst 1437 wird eine eigene Pfarrei erwähnt – Ausdruck des an Größe und Selbstbewusstsein gewachsenen Ortes, der nicht länger von Waiblingen abhängig sein wollte und sich einen eigenen Pfarrer auch leisten konnte. Entsprechend brauchte man auch eine größere Kirche: 1468 wurde das Langhaus neu errichtet, wie die originale Bauinschrift an der Südseite bis heute verkündet. 1490/91 folgte der zweigeschossige Anbau für Sakristei und Archiv, erstere mit schönem Netzgewölbe. Auch der Chor erhielt nachträglich noch ein spätgotisches Netzgewölbe. Das äußere Bild der Kirche bestimmt dagegen der markante Turmaufsatz, der 1769 auf dem alten Chorturm in einer eigentümlichen Mischung aus nach- oder schon neugotischen Formen (Schallfenster!) und barockem Glockenhelm („welsche Haube“) errichtet wurde.
Das Innere wurde, wie bei so vielen württembergischen Kirchen, in den 1960er Jahren modernisiert, immerhin blieb die Sargdecke von 1861 erhalten. Der Christus des Altarkreuzes stammt aus dem 18. Jahrhundert. An modernen Ausstattungsstücken sind eine Ägidiusfigur von Karl Ulrich Nuss und Glasfenster von Ada Isensee hervorzuheben.
Prof. Nuss gestaltete auch die Gedenktafel an der Südseite der Kirche für den 1772 in Großheppach jung verstorbenen Dichter und Pfarrer Johann Jakob Thill, der u. a. von Hölderlin sehr verehrt wurde.
Typische Chorturmkirche mit bemerkenswertem barockem Turmhelm („welsche Haube”) und bedeutenden Resten der Wehranlage.
Die alte Pfarrkirche mit dem Heiligen Ägidius als Patron stellt in doppelter Hinsicht einen im Remstal weit verbreiteten Bautypus dar: Sie ist zum einen eine Chorturmkirche, d .h. der Chor befindet sich im EG des östlich an das Langhaus anschließenden Glockenturms, und sie war zugleich eine Wehrkirche, das bedeutet, der Kirchhof um das Gotteshaus herum war wie eine kleine Burg von einer Ringmauer umgeben – man spricht bei aufwendigeren Anlagen auch von „Kirchenburgen“. Da die Dörfer im Mittelalter im Gegensatz zu den Städten meist unbefestigt waren, baute man in machtpolitisch umstrittenen und von Heerzügen häufig betroffenen Regionen wenigstens die Kirchen als letzte Zufluchtsorte aus, in welche sich die Bevölkerung im Angriffsfalle mit ein paar Habseligkeiten zurückziehen konnte. Besonders gut ist solch eine Wehrkirchenanlage noch in Beutelsbach erkennbar, wo sich sogar der Torturm noch erhalten hat. Dabei fungierten die Kirchtürme häufig – vergleichbar den Bergfrieden den in Burgen – als letztes Refugium, so auch der Großheppacher Chorturm mit einstmals erhöhtem Zugang und Schartenfenstern. Es wurde deshalb auch schon die These aufgestellt, dass es sich dabei diesem Turm tatsächlich um den Rest einer Burg handeln könnte, aber viel naheliegender und wahrscheinlicher ist die Erklärung als rein kirchliches Bauwerk.
Klar ist aber, dass der Turm älter ist als das Langhaus, vermutlich stammt er aus dem 14. Jahrhundert, in dem es erste Hinweise auf kirchliche Bauten – zwei Kapellen – in Großheppach gibt. Freilich hatte der Ort da noch keine eigene Pfarrkirche, kirchlich gehörte Großheppach nach wie vor zu Waiblingen. Erst 1437 wird eine eigene Pfarrei erwähnt – Ausdruck des an Größe und Selbstbewusstsein gewachsenen Ortes, der nicht länger von Waiblingen abhängig sein wollte und sich einen eigenen Pfarrer auch leisten konnte. Entsprechend brauchte man auch eine größere Kirche: 1468 wurde das Langhaus neu errichtet, wie die originale Bauinschrift an der Südseite bis heute verkündet. 1490/91 folgte der zweigeschossige Anbau für Sakristei und Archiv, erstere mit schönem Netzgewölbe. Auch der Chor erhielt nachträglich noch ein spätgotisches Netzgewölbe. Das äußere Bild der Kirche bestimmt dagegen der markante Turmaufsatz, der 1769 auf dem alten Chorturm in einer eigentümlichen Mischung aus nach- oder schon neugotischen Formen (Schallfenster!) und barockem Glockenhelm („welsche Haube“) errichtet wurde.
Das Innere wurde, wie bei so vielen württembergischen Kirchen, in den 1960er Jahren modernisiert, immerhin blieb die Sargdecke von 1861 erhalten. Der Christus des Altarkreuzes stammt aus dem 18. Jahrhundert. An modernen Ausstattungsstücken sind eine Ägidiusfigur von Karl Ulrich Nuss und Glasfenster von Ada Isensee hervorzuheben.
Prof. Nuss gestaltete auch die Gedenktafel an der Südseite der Kirche für den 1772 in Großheppach jung verstorbenen Dichter und Pfarrer Johann Jakob Thill, der u. a. von Hölderlin sehr verehrt wurde.
1744/45
Als verputzter Fachwerkbau mit Halbwalm ein typischer Vertreter der württembergischen
Pfarrhäuser des 18. Jahrhunderts.
Das Pfarrhaus in Großheppach wurde 1744/45 durch den herzoglichen Landbaumeister Johann Jakob Groß d. Ä. neu erbaut. Es ersetzte das alte, kleinere Pfarrhaus. Mit fünf großen Zimmern, einem Studierzimmer sowie insgesamt neun Kammern bot der Neubau auch für große Pfarrfamilien genug Platz. Da die Pfarrer damals noch zum Teil in Naturalien bezahlt wurden, durften ein kleiner Stall im Erdgeschoss (plus separater Hühnerstall), ein Scheunentrakt und – natürlich – ein tiefer Weinkeller nicht fehlen! Die Scheune wurde 1967 zum Gemeindesaal umgebaut.
Das Gebäude vertritt den damals von der staatlichen Kirchenverwaltung an vielen Orten Württembergs umgesetzten, gängigen Typus: Ein durchaus stattlicher, im Dekor aber zurückhaltender Bau in verputztem Fachwerk auf massivem Erdgeschoss und mit markantem Halbwalmdach. In Großheppach fiel vor diesem Hintergrund das barocke Portal mit Oberlicht fast schon prunkvoll aus. Darüber befindet sich eine auffallende Laubwerkkartusche mit folgender Inschrift:
O Gott laß dises Hauß
Wie Obed Edoms seyn a
Und führ uns nach dem Todt
Zum Hauß des Fridens ein b
a II: Sam.VI.12. b. Esaia XXXII.18.
17. M.G. Jahn 51
J. A. Molt
Pfarrer Magister („M.G.“) Gottfried Jahn, der das neue Pfarrhaus beziehen durfte, ließ 1751 diese Inschrift (samt Bibelnachweisen) zum Segen seines Hauses anbringen. Dabei bezog er sich auch auf Obed-Edom aus Gat, in dessen Haus König David die Bundeslade für drei Monate unterbrachte – sehr zum Segen dieses Hauses und seiner Bewohner! J. A. Molt war der (sonst unbekannte) Steinmetz!
Als verputzter Fachwerkbau mit Halbwalm ein typischer Vertreter der württembergischen
Pfarrhäuser des 18. Jahrhunderts.
Das Pfarrhaus in Großheppach wurde 1744/45 durch den herzoglichen Landbaumeister Johann Jakob Groß d. Ä. neu erbaut. Es ersetzte das alte, kleinere Pfarrhaus. Mit fünf großen Zimmern, einem Studierzimmer sowie insgesamt neun Kammern bot der Neubau auch für große Pfarrfamilien genug Platz. Da die Pfarrer damals noch zum Teil in Naturalien bezahlt wurden, durften ein kleiner Stall im Erdgeschoss (plus separater Hühnerstall), ein Scheunentrakt und – natürlich – ein tiefer Weinkeller nicht fehlen! Die Scheune wurde 1967 zum Gemeindesaal umgebaut.
Das Gebäude vertritt den damals von der staatlichen Kirchenverwaltung an vielen Orten Württembergs umgesetzten, gängigen Typus: Ein durchaus stattlicher, im Dekor aber zurückhaltender Bau in verputztem Fachwerk auf massivem Erdgeschoss und mit markantem Halbwalmdach. In Großheppach fiel vor diesem Hintergrund das barocke Portal mit Oberlicht fast schon prunkvoll aus. Darüber befindet sich eine auffallende Laubwerkkartusche mit folgender Inschrift:
O Gott laß dises Hauß
Wie Obed Edoms seyn a
Und führ uns nach dem Todt
Zum Hauß des Fridens ein b
a II: Sam.VI.12. b. Esaia XXXII.18.
17. M.G. Jahn 51
J. A. Molt
Pfarrer Magister („M.G.“) Gottfried Jahn, der das neue Pfarrhaus beziehen durfte, ließ 1751 diese Inschrift (samt Bibelnachweisen) zum Segen seines Hauses anbringen. Dabei bezog er sich auch auf Obed-Edom aus Gat, in dessen Haus König David die Bundeslade für drei Monate unterbrachte – sehr zum Segen dieses Hauses und seiner Bewohner! J. A. Molt war der (sonst unbekannte) Steinmetz!
1593-1896
Ursprungsbau von Martin Aichmann, württembergischer Kanzler; verputzter, mehrfach erweiterter und umgebauter Fachwerkbau; straßenseitige Hofanlage mit Wirtschaftsgebäuden; großer Park mit altem Baumbestand. Heute im Besitz der Charlotte von Gaisberg Stiftung.
Das Schloss geht in seinem Kern auf den württembergischen Kanzler Martin Aichmann zurück, der 1592 das Gelände erwarb und spätestens im Jahr darauf mit dem Bauwesen begann (Jahreszahl am straßenseitigen Wächterhäuschen). Aichmann überwarf sich jedoch mit Herzog Friedrich und ging 1601 als Geheimer Rat nach Sachsen, wo er übrigens den Terrassenweinbau nach württembergischem Vorbild einführte. Der gebürtige Schorndorfer Aichmann, studierter Jurist und Theologe, war ein typischer Vertreter der sog. „Ehrbarkeit“, der bürgerlichen Führungsschicht in Württemberg, die häufig in den Adel aufstieg. Das Schloss blieb in der Folgezeit meist in der Hand wechselnder Familien dieser Führungsschicht, darunter die Stockmayer, die im 18. Jahrhundert eine dominierende Rolle im Landtag spielten, und die von Abel, die mit Christoph Konradin (+ 1823) ebenfalls eine Führungsfigur des Landtags hervorbrachten. Dessen Tochter Therese von Abel (1771-1866) war über mehrere Jahre die Geliebte des württembergischen Kronprinzen Wilhelm (der spätere König Wilhelm I.), von dem sie sogar zwei (früh verstorbene) Kinder hatte. Selbst eine Heirat gegen den Willen von Wilhelms Vater, König Friedrich I., stand im Raum, letztendlich ging die Beziehung jedoch auseinander. Thereses Bruder Ludwig Friedrich übernahm das Schloss. Er heiratete seine fast vierzig Jahre jüngere Nichte Theresia (+ 1903), die sich als große Wohltäterin des Ortes hervortat, u. a. mit dem nach ihr benannten Theresienheim für die Großheppacher Schwestern und dem Bau der Wasserleitung. Seit 1918 gehört das Schloss Mitgliedern der Familie von Gaisberg, die den Besitz der gemeinnützigen Charlotte von Gaisberg-Stiftung übertrugen.
Der Hauptbau dürfte noch aus den 1590er Jahren stammen, es ist ein stattlicher, verputzter Fachwerkbau, der sich aber noch nicht wesentlich von anderen Wohnbauten in den Remstaldörfern unterschied. Das schlossartige Aussehen kam erst nach und nach durch An- und Umbauten zustande. Bis etwa 1750 wurde das Schloss zu der markanten, dreiflügeligen Anlage mit einem Hof zur Straßenseite hin ausgebaut. 1893 folgte noch ein historisierender An- und Umbau des Haupthauses, der dessen „romantische“ Gestalt mit Erker und Türmchen bis heute prägt. In dem Schlosshof, der zur Straße hin von einer hohen Mauer geschützt wird, schließen sich nach Süden Wirtschaftsgebäude an. Alle drei Flügel der Hofanlage stehen auf mächtigen Gewölbekellern. Weitere, heute teilweise zu Wohnzwecken umgebaute Stall- und Scheunengebäude befinden sich auf der Seite des großzügigen Parks, den bereits Martin Aichmann mit Mauer und Wächterhäuschen versehen ließ. Ein weiteres Wächterhäuschen und ein Teehaus bereichern den Park, dessen historisches Wegesystem in den letzten Jahren wiederhergestellt wurde.
In zwei Nebengebäuden des Schlosses ist das Archiv der Stadt Weinstadt untergebracht.
Ursprungsbau von Martin Aichmann, württembergischer Kanzler; verputzter, mehrfach erweiterter und umgebauter Fachwerkbau; straßenseitige Hofanlage mit Wirtschaftsgebäuden; großer Park mit altem Baumbestand. Heute im Besitz der Charlotte von Gaisberg Stiftung.
Das Schloss geht in seinem Kern auf den württembergischen Kanzler Martin Aichmann zurück, der 1592 das Gelände erwarb und spätestens im Jahr darauf mit dem Bauwesen begann (Jahreszahl am straßenseitigen Wächterhäuschen). Aichmann überwarf sich jedoch mit Herzog Friedrich und ging 1601 als Geheimer Rat nach Sachsen, wo er übrigens den Terrassenweinbau nach württembergischem Vorbild einführte. Der gebürtige Schorndorfer Aichmann, studierter Jurist und Theologe, war ein typischer Vertreter der sog. „Ehrbarkeit“, der bürgerlichen Führungsschicht in Württemberg, die häufig in den Adel aufstieg. Das Schloss blieb in der Folgezeit meist in der Hand wechselnder Familien dieser Führungsschicht, darunter die Stockmayer, die im 18. Jahrhundert eine dominierende Rolle im Landtag spielten, und die von Abel, die mit Christoph Konradin (+ 1823) ebenfalls eine Führungsfigur des Landtags hervorbrachten. Dessen Tochter Therese von Abel (1771-1866) war über mehrere Jahre die Geliebte des württembergischen Kronprinzen Wilhelm (der spätere König Wilhelm I.), von dem sie sogar zwei (früh verstorbene) Kinder hatte. Selbst eine Heirat gegen den Willen von Wilhelms Vater, König Friedrich I., stand im Raum, letztendlich ging die Beziehung jedoch auseinander. Thereses Bruder Ludwig Friedrich übernahm das Schloss. Er heiratete seine fast vierzig Jahre jüngere Nichte Theresia (+ 1903), die sich als große Wohltäterin des Ortes hervortat, u. a. mit dem nach ihr benannten Theresienheim für die Großheppacher Schwestern und dem Bau der Wasserleitung. Seit 1918 gehört das Schloss Mitgliedern der Familie von Gaisberg, die den Besitz der gemeinnützigen Charlotte von Gaisberg-Stiftung übertrugen.
Der Hauptbau dürfte noch aus den 1590er Jahren stammen, es ist ein stattlicher, verputzter Fachwerkbau, der sich aber noch nicht wesentlich von anderen Wohnbauten in den Remstaldörfern unterschied. Das schlossartige Aussehen kam erst nach und nach durch An- und Umbauten zustande. Bis etwa 1750 wurde das Schloss zu der markanten, dreiflügeligen Anlage mit einem Hof zur Straßenseite hin ausgebaut. 1893 folgte noch ein historisierender An- und Umbau des Haupthauses, der dessen „romantische“ Gestalt mit Erker und Türmchen bis heute prägt. In dem Schlosshof, der zur Straße hin von einer hohen Mauer geschützt wird, schließen sich nach Süden Wirtschaftsgebäude an. Alle drei Flügel der Hofanlage stehen auf mächtigen Gewölbekellern. Weitere, heute teilweise zu Wohnzwecken umgebaute Stall- und Scheunengebäude befinden sich auf der Seite des großzügigen Parks, den bereits Martin Aichmann mit Mauer und Wächterhäuschen versehen ließ. Ein weiteres Wächterhäuschen und ein Teehaus bereichern den Park, dessen historisches Wegesystem in den letzten Jahren wiederhergestellt wurde.
In zwei Nebengebäuden des Schlosses ist das Archiv der Stadt Weinstadt untergebracht.
1601 (Mühle)/15. Jahrhundert? (Scheuer)
Eine der historisch bedeutendsten Mühlenanlagen im Rems-Murr-Kreis. Haupthaus mit schönem Portal, massive, vielfach umgebaute Scheuer wohl spätmittelalterlichen Ursprungs, weiteres Mühlengebäude in Fachwerk von 1857.
Die Häckermühle hat ihren Namen von den ab 1708 auf der Mühle sitzenden Mitgliedern der ursprünglich aus Nußdorf bei Vaihingen/Enz stammenden Familie Häcker, die die Mühle zunächst als Lehen der Herrschaft Württemberg, spätestens seit 1837 als Eigentümer betrieben. Die Müller gehörten stets zu den wohlhabendsten Bürgern des Ortes und hatten immer wieder auch das Amt des Ortsvorstehers inne. Das Ensemble aus Haupthaus, Scheuer und großem Nebengebäude gehört zu den ältesten und bedeutendsten historischen Mühlenanlagen im Rems-Murr-Kreis.
Ältestes Gebäude ist die sog. Steinscheuer, die möglicherweise noch in das 15. Jahrhundert zurückreicht – um 1400 erscheint die Mühle bereits in den Schriftquellen. Bei der Sanierung in den 1980er Jahren wurde das Erdgeschoss zum großen Sitzungssaal für den Gemeinderat umgebaut. Auch das Hauptgebäude wurde damals grundlegend saniert, im Erdgeschoss befindet sich ein Restaurant. Das Gebäude wurde 1601 vom damaligen Müller Leonhard Hermann neu errichtet und zählt zu den stattlichsten und markantesten Fachwerkhäusern in Weinstadt. Im massiven Erdgeschoss haben sich an der nördlichen Traufseite drei bauzeitliche Portalgewände erhalten: Ein kleines, segmentbogiges Portal führte in den Stall, der Hauptzugang in der Mitte ist als fein profiliertes Kragsturzportal mit Dekor (Rosette, Namensschild des Bauherrn und Mühlrad) am reichsten gestaltet, daneben ein weiteres Schild mit dem Baujahr und den Initialen des Bauherrn, und schließlich folgt rechts das große, kielbogig ausgezogene Rundbogenportal in die einstige Mahlstube. Die Wohnräume befanden sich im Obergeschoss. Südlich schließt sich im rechten Winkel ein weiteres Mühlengebäude mit eigenem Mühlkanal an, das 1857 in dem schlichten, ursprünglich wohl verputzten Fachwerk der Zeit errichtet wurde und die erste Turbine (Jonval-Turbine) in der Betriebsgeschichte aufnahm. Zwei Francis-Turbinen folgten 1910 und 1924 (dann auch zur Stromversorgung des Ortes). 1976 wurde der Mühlbetrieb eingestellt.
Eine der historisch bedeutendsten Mühlenanlagen im Rems-Murr-Kreis. Haupthaus mit schönem Portal, massive, vielfach umgebaute Scheuer wohl spätmittelalterlichen Ursprungs, weiteres Mühlengebäude in Fachwerk von 1857.
Die Häckermühle hat ihren Namen von den ab 1708 auf der Mühle sitzenden Mitgliedern der ursprünglich aus Nußdorf bei Vaihingen/Enz stammenden Familie Häcker, die die Mühle zunächst als Lehen der Herrschaft Württemberg, spätestens seit 1837 als Eigentümer betrieben. Die Müller gehörten stets zu den wohlhabendsten Bürgern des Ortes und hatten immer wieder auch das Amt des Ortsvorstehers inne. Das Ensemble aus Haupthaus, Scheuer und großem Nebengebäude gehört zu den ältesten und bedeutendsten historischen Mühlenanlagen im Rems-Murr-Kreis.
Ältestes Gebäude ist die sog. Steinscheuer, die möglicherweise noch in das 15. Jahrhundert zurückreicht – um 1400 erscheint die Mühle bereits in den Schriftquellen. Bei der Sanierung in den 1980er Jahren wurde das Erdgeschoss zum großen Sitzungssaal für den Gemeinderat umgebaut. Auch das Hauptgebäude wurde damals grundlegend saniert, im Erdgeschoss befindet sich ein Restaurant. Das Gebäude wurde 1601 vom damaligen Müller Leonhard Hermann neu errichtet und zählt zu den stattlichsten und markantesten Fachwerkhäusern in Weinstadt. Im massiven Erdgeschoss haben sich an der nördlichen Traufseite drei bauzeitliche Portalgewände erhalten: Ein kleines, segmentbogiges Portal führte in den Stall, der Hauptzugang in der Mitte ist als fein profiliertes Kragsturzportal mit Dekor (Rosette, Namensschild des Bauherrn und Mühlrad) am reichsten gestaltet, daneben ein weiteres Schild mit dem Baujahr und den Initialen des Bauherrn, und schließlich folgt rechts das große, kielbogig ausgezogene Rundbogenportal in die einstige Mahlstube. Die Wohnräume befanden sich im Obergeschoss. Südlich schließt sich im rechten Winkel ein weiteres Mühlengebäude mit eigenem Mühlkanal an, das 1857 in dem schlichten, ursprünglich wohl verputzten Fachwerk der Zeit errichtet wurde und die erste Turbine (Jonval-Turbine) in der Betriebsgeschichte aufnahm. Zwei Francis-Turbinen folgten 1910 und 1924 (dann auch zur Stromversorgung des Ortes). 1976 wurde der Mühlbetrieb eingestellt.
16. Jahrhundert?
Vermutlich die älteste der größeren Brücken im Rems-Murr-Kreis. Im 30-jährigen Krieg (1643)
Schauplatz eines Scharmützels zwischen bayrischen und französisch-schwedischen Truppen. 1975 zugeschüttet, 2018 für die Remstal Gartenschau 2019 teilweise wieder freigelegt.
Die einstige Remsbrücke bildete nicht nur jahrhundertelang einen der wichtigsten Übergänge im unteren Remstal, sondern sie hat auch für die Zeit danach eine höchst außergewöhnliche Nutzungsgeschichte aufzuweisen.
Eine Brücke ist an der Stelle schon im 15. Jahrhundert belegt. Das genaue Baujahr der heutigen doppelbogigen Steinbrücke ist allerdings nicht bekannt (die eingemeißelte Jahreszahl 1741 bezieht sich auf eine Renovierung), sie dürfte aber spätestens im Laufe des 16. Jahrhunderts entstanden sein. Damit kann sie als älteste unter den größeren Brücken des Rems-Murr-Kreises gelten. Auch wer sie erbauen ließ, muss offen bleiben, jedoch lag die Baulast bereits 1603 bei der Gemeinde Großheppach.
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges war die Brücke Schauplatz eines kleinen Gefechtes zwischen kaiserlich-bayrischen Truppen unter General Jan de Werth und französischen und schwedischen Einheiten der protestantischen Seite, nach ihrem einstigen Heerführer immer noch „Weimarische“ Truppen genannt. De Werth wollte am 20. Januar 1643 bei Großheppach über die Rems, Brücke und Ort hielten aber die „Weimarischen“ besetzt. Es kam zum Kampf, in dessen Verlauf de Werth rund 200 Soldaten verlor, darunter auch seinen Bruder. Viele starben in der eistreibenden Rems, die er mit seinen Truppen durchqueren musste. Weitere 500 seiner Leute wurden gefangen genommen. Wohl aus Wut über diese Niederlage steckte er am Tag danach Teile von Beutelsbach, darunter den Stiftshof, in Brand.
Die Brücke behielt ihre verkehrsstrategische Bedeutung bis zur Remskorrektur und der Verlegung der Durchgangsstraße 1935-37, danach überspannte sie nur noch den Mühlkanal und war für den Straßenverkehr gesperrt. Erst 1971 wurde daneben eine neue Remsbrücke für den innerörtlichen Verkehr geschaffen. Als der Mühlkanal 1975 zugeschüttet wurde, war sie vollends obsolet, so dass sie mit ihm gleich mit verschwand. Nur die Brüstungskronen waren noch zu sehen. Doch die Brücke erlebte eine – wenigstens teilweise – Wiederauferstehung, als sie 2018 anlässlich der bevorstehenden Remstal Gartenschau und der Neugestaltung der Mühlwiesen auf der östlichen Seite wieder freigelegt und so als herausragendes historisches Monument wieder erfahrbar gemacht wurde.
Vermutlich die älteste der größeren Brücken im Rems-Murr-Kreis. Im 30-jährigen Krieg (1643)
Schauplatz eines Scharmützels zwischen bayrischen und französisch-schwedischen Truppen. 1975 zugeschüttet, 2018 für die Remstal Gartenschau 2019 teilweise wieder freigelegt.
Die einstige Remsbrücke bildete nicht nur jahrhundertelang einen der wichtigsten Übergänge im unteren Remstal, sondern sie hat auch für die Zeit danach eine höchst außergewöhnliche Nutzungsgeschichte aufzuweisen.
Eine Brücke ist an der Stelle schon im 15. Jahrhundert belegt. Das genaue Baujahr der heutigen doppelbogigen Steinbrücke ist allerdings nicht bekannt (die eingemeißelte Jahreszahl 1741 bezieht sich auf eine Renovierung), sie dürfte aber spätestens im Laufe des 16. Jahrhunderts entstanden sein. Damit kann sie als älteste unter den größeren Brücken des Rems-Murr-Kreises gelten. Auch wer sie erbauen ließ, muss offen bleiben, jedoch lag die Baulast bereits 1603 bei der Gemeinde Großheppach.
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges war die Brücke Schauplatz eines kleinen Gefechtes zwischen kaiserlich-bayrischen Truppen unter General Jan de Werth und französischen und schwedischen Einheiten der protestantischen Seite, nach ihrem einstigen Heerführer immer noch „Weimarische“ Truppen genannt. De Werth wollte am 20. Januar 1643 bei Großheppach über die Rems, Brücke und Ort hielten aber die „Weimarischen“ besetzt. Es kam zum Kampf, in dessen Verlauf de Werth rund 200 Soldaten verlor, darunter auch seinen Bruder. Viele starben in der eistreibenden Rems, die er mit seinen Truppen durchqueren musste. Weitere 500 seiner Leute wurden gefangen genommen. Wohl aus Wut über diese Niederlage steckte er am Tag danach Teile von Beutelsbach, darunter den Stiftshof, in Brand.
Die Brücke behielt ihre verkehrsstrategische Bedeutung bis zur Remskorrektur und der Verlegung der Durchgangsstraße 1935-37, danach überspannte sie nur noch den Mühlkanal und war für den Straßenverkehr gesperrt. Erst 1971 wurde daneben eine neue Remsbrücke für den innerörtlichen Verkehr geschaffen. Als der Mühlkanal 1975 zugeschüttet wurde, war sie vollends obsolet, so dass sie mit ihm gleich mit verschwand. Nur die Brüstungskronen waren noch zu sehen. Doch die Brücke erlebte eine – wenigstens teilweise – Wiederauferstehung, als sie 2018 anlässlich der bevorstehenden Remstal Gartenschau und der Neugestaltung der Mühlwiesen auf der östlichen Seite wieder freigelegt und so als herausragendes historisches Monument wieder erfahrbar gemacht wurde.
Um 1600
Eines der traditionsreichsten Gasthäuser im Remstal, innen weitgehend erneuert. Hier tagte 1704 der berühmte Kriegsrat der Feldherren Prinz Eugen von Savoyen, Herzog von Marlborough und Markgraf Ludwig von Baden im Zuge des spanischen Erbfolgekriegs.
Das an der historischen Durchgangsstraße gelegene Gasthaus, früher zum „Lamm“, ist ein ortsbildprägendes Fachwerkhaus, vor allem aber Schauplatz eines historischen Ereignisses von europäischer Tragweite, des berühmten „Kriegsrats“ von 1704.
Bei diesem Kriegsrat trafen sich während des halb Europa erfassenden Spanischen Erbfolgekrieges, der letztlich um die Vorherrschaft Frankreichs oder Habsburgs in Europa ging, drei berühmte Feldherren des kaiserlich-habsburgischen Lagers vom 12.-14. Juni 1704 im Gasthaus Lamm: Prinz Eugen von Savoyen, der Herzog John Churchill von Marlborough (ein Vorfahr Winston Churchills) und Markgraf Ludwig von Baden („Türkenlouis“). Das in Großheppach vereinbarte weitere Vorgehen führte zu der legendären Schlacht bei Höchstädt bei Dillingen an der Donau (in England: bei Blenheim = Blindheim), bei dem die kaiserlichen Truppen einen überwältigenden Sieg gegen Frankreich und das verbündete Bayern errangen. Marlborough erhielt zum Dank von der englischen Königin Anne Land und Geld und erbaute dann das berühmte Blenheim Palace. Der Krieg dauerte freilich noch mal fast zehn Jahre – ohne klaren Gewinner (abgesehen von England). Im Gastraum erinnern heute noch historische Porträts der drei Feldherren an das denkwürdige Ereignis.
Das im Inneren weitgehend modernisierte Gasthaus präsentiert sich mit seinem Fachwerkgiebel der Zeit um 1600 zum Prinz-Eugen-Platz hin immer noch so, wie es die drei Feldherren gesehen haben. Schon der Vorgängerbau war eine Herberge. Das geschmiedete Wirtshausschild erinnert ebenfalls noch an das „Lamm“, stammt aber erst aus dem späteren 19. Jahrhundert.
Eines der traditionsreichsten Gasthäuser im Remstal, innen weitgehend erneuert. Hier tagte 1704 der berühmte Kriegsrat der Feldherren Prinz Eugen von Savoyen, Herzog von Marlborough und Markgraf Ludwig von Baden im Zuge des spanischen Erbfolgekriegs.
Das an der historischen Durchgangsstraße gelegene Gasthaus, früher zum „Lamm“, ist ein ortsbildprägendes Fachwerkhaus, vor allem aber Schauplatz eines historischen Ereignisses von europäischer Tragweite, des berühmten „Kriegsrats“ von 1704.
Bei diesem Kriegsrat trafen sich während des halb Europa erfassenden Spanischen Erbfolgekrieges, der letztlich um die Vorherrschaft Frankreichs oder Habsburgs in Europa ging, drei berühmte Feldherren des kaiserlich-habsburgischen Lagers vom 12.-14. Juni 1704 im Gasthaus Lamm: Prinz Eugen von Savoyen, der Herzog John Churchill von Marlborough (ein Vorfahr Winston Churchills) und Markgraf Ludwig von Baden („Türkenlouis“). Das in Großheppach vereinbarte weitere Vorgehen führte zu der legendären Schlacht bei Höchstädt bei Dillingen an der Donau (in England: bei Blenheim = Blindheim), bei dem die kaiserlichen Truppen einen überwältigenden Sieg gegen Frankreich und das verbündete Bayern errangen. Marlborough erhielt zum Dank von der englischen Königin Anne Land und Geld und erbaute dann das berühmte Blenheim Palace. Der Krieg dauerte freilich noch mal fast zehn Jahre – ohne klaren Gewinner (abgesehen von England). Im Gastraum erinnern heute noch historische Porträts der drei Feldherren an das denkwürdige Ereignis.
Das im Inneren weitgehend modernisierte Gasthaus präsentiert sich mit seinem Fachwerkgiebel der Zeit um 1600 zum Prinz-Eugen-Platz hin immer noch so, wie es die drei Feldherren gesehen haben. Schon der Vorgängerbau war eine Herberge. Das geschmiedete Wirtshausschild erinnert ebenfalls noch an das „Lamm“, stammt aber erst aus dem späteren 19. Jahrhundert.
1426
Das älteste bekannte Fachwerkhaus im Rems-Murr-Kreis. Das mittelalterliche Fachwerk ist von außen nicht mehr sichtbar.
Bei dem äußerlich, abgesehen von seinen stattlichen Ausmaßen, unscheinbaren, teilweise verputzten Fachwerkhaus war zwar schon länger bekannt, dass es einen mittelalterlichen Kernbestand aufweist, dessen Alter und Bedeutung kamen aber erst mit der bauhistorischen Untersuchung im Jahre 2009 durch Hans-Jürgen Bleyer, Metzingen, ans Licht. Das Gebäude konnte dabei durch die Jahrringanalyse (Dendrochronolgie) der Bauhölzer auf das Jahr 1426 datiert werden – damit ist es das älteste bekannte Fachwerkhaus des Rems-Murr-Kreises und eines der ältesten dörflichen Häuser in Südwestdeutschland!
Dabei trügt der äußere Eindruck: Während die Fassaden entweder verputzt oder teilweise neu errichtet wurden, wie der straßenseitige fachwerksichtige Giebel, ist im Inneren sehr viel von der ursprünglichen Bausubstanz erhalten: Neben dem fast vollständig erhaltenen Dachwerk, einem Sparren-Kehlbalkendach mit dreifach stehendem Stuhl, haben auch wesentliche Teile des Unterbaus, dessen Ständer durch beide Vollgeschosse durchreichen (sog. „Geschossbauweise“) die Zeiten überdauert. Alle Aussteifungshölzer wurden in mittelalterlicher Manier mit den Gerüsthölzern verblattet. Das Dach ist als einstiges „Rauchdach“, durch welches der Rauch aus Herd und Stubenofen offen geleitet wurde, bis heute rußgeschwärzt. Der damit bezweckte Schutz vor Holschädlingen hat offenkundig funktioniert! Ganz außergewöhnlich ist die weitreichende Erhaltung der originalen Bohlenstube mit Teilen der ehemaligen Stubentür, ein gerade im ländlichen Hausbau in dieser frühen Zeit sehr seltener Befund! Während der weit vor das Haus gezogene Kellerhals in dieser Form erst 1768 errichtet wurde, ist der Keller nach Baubefund sogar noch älter als das Haus, stammt also mindestens aus dem 14. Jahrhundert!
Das älteste bekannte Fachwerkhaus im Rems-Murr-Kreis. Das mittelalterliche Fachwerk ist von außen nicht mehr sichtbar.
Bei dem äußerlich, abgesehen von seinen stattlichen Ausmaßen, unscheinbaren, teilweise verputzten Fachwerkhaus war zwar schon länger bekannt, dass es einen mittelalterlichen Kernbestand aufweist, dessen Alter und Bedeutung kamen aber erst mit der bauhistorischen Untersuchung im Jahre 2009 durch Hans-Jürgen Bleyer, Metzingen, ans Licht. Das Gebäude konnte dabei durch die Jahrringanalyse (Dendrochronolgie) der Bauhölzer auf das Jahr 1426 datiert werden – damit ist es das älteste bekannte Fachwerkhaus des Rems-Murr-Kreises und eines der ältesten dörflichen Häuser in Südwestdeutschland!
Dabei trügt der äußere Eindruck: Während die Fassaden entweder verputzt oder teilweise neu errichtet wurden, wie der straßenseitige fachwerksichtige Giebel, ist im Inneren sehr viel von der ursprünglichen Bausubstanz erhalten: Neben dem fast vollständig erhaltenen Dachwerk, einem Sparren-Kehlbalkendach mit dreifach stehendem Stuhl, haben auch wesentliche Teile des Unterbaus, dessen Ständer durch beide Vollgeschosse durchreichen (sog. „Geschossbauweise“) die Zeiten überdauert. Alle Aussteifungshölzer wurden in mittelalterlicher Manier mit den Gerüsthölzern verblattet. Das Dach ist als einstiges „Rauchdach“, durch welches der Rauch aus Herd und Stubenofen offen geleitet wurde, bis heute rußgeschwärzt. Der damit bezweckte Schutz vor Holschädlingen hat offenkundig funktioniert! Ganz außergewöhnlich ist die weitreichende Erhaltung der originalen Bohlenstube mit Teilen der ehemaligen Stubentür, ein gerade im ländlichen Hausbau in dieser frühen Zeit sehr seltener Befund! Während der weit vor das Haus gezogene Kellerhals in dieser Form erst 1768 errichtet wurde, ist der Keller nach Baubefund sogar noch älter als das Haus, stammt also mindestens aus dem 14. Jahrhundert!
1607
Das schönste Zierfachwerk im Ort. Bemerkenswerte Sandsteinskulptur, eine Büste mit Schildhalter, an der Ecke.
Das stattliche Eckhaus zeigt im straßenseitigen Giebel das reichste Zierfachwerk im Ort gehört zu den baukünstlerisch und historisch wichtigsten Wohnhäusern in Weinstadt.
Dabei ist die Geschichte des inschriftlich im Schild der Eckfigur (heute nicht mehr vollständig lesbar) auf 1607 datierten Hauses gar nicht ganz klar. Vermutlich wurde es von den Grafen von Öttingen (bei Nördlingen) als gemeinsamer Pfleghof für ihre eigenen Güter in Großheppach und die des von ihnen gegründeten Klosters Christgarten (ebenfalls bei Nördlingen) erbaut. Zumindest gab es um 1600 einen gemeinsamen Pfleger (Verwalter) für beide Besitzkomplexe, und 1644 werden die Grafen auch als Besitzer genannt. Jedenfalls zeugt das Haus noch heute von seinem herrschaftlichen Anspruch, auch wenn die einst dazu gehörende Hofanlage nur mehr zu erahnen ist. Jedoch war es bereits 1705 in der Hand eines einheimischen Weingärtners (Jakob Ellwanger), und in den 1860er Jahren erscheint der Schäfer Jakob Oettinger als Eigentümer.
Größe und Aufwand bei Dekor und Details heben das Haus aus dem durchschnittlichen Baubestand hervor. So ist das Zierfachwerk des Giebels ungewöhnlich vielgestaltig: Brüstungszonen aus Rauten und genasten Andreaskreuzen, geschweifte Zierstreben, aufwendige Giebelzier. Ungewöhnlich ist die männliche Büste als Schildhalter (mit Resten der Jahreszahl) an der Ecke. Dagegen wurden früher ausgediente Ofensteine wie der neben der Figur von 1826 häufiger an Hausfassaden eingemauert. In der Stube befindet sich eine besonders kräftig profilierte Stabfelderdecke, auch das mittlerweile eine Seltenheit!
Das schönste Zierfachwerk im Ort. Bemerkenswerte Sandsteinskulptur, eine Büste mit Schildhalter, an der Ecke.
Das stattliche Eckhaus zeigt im straßenseitigen Giebel das reichste Zierfachwerk im Ort gehört zu den baukünstlerisch und historisch wichtigsten Wohnhäusern in Weinstadt.
Dabei ist die Geschichte des inschriftlich im Schild der Eckfigur (heute nicht mehr vollständig lesbar) auf 1607 datierten Hauses gar nicht ganz klar. Vermutlich wurde es von den Grafen von Öttingen (bei Nördlingen) als gemeinsamer Pfleghof für ihre eigenen Güter in Großheppach und die des von ihnen gegründeten Klosters Christgarten (ebenfalls bei Nördlingen) erbaut. Zumindest gab es um 1600 einen gemeinsamen Pfleger (Verwalter) für beide Besitzkomplexe, und 1644 werden die Grafen auch als Besitzer genannt. Jedenfalls zeugt das Haus noch heute von seinem herrschaftlichen Anspruch, auch wenn die einst dazu gehörende Hofanlage nur mehr zu erahnen ist. Jedoch war es bereits 1705 in der Hand eines einheimischen Weingärtners (Jakob Ellwanger), und in den 1860er Jahren erscheint der Schäfer Jakob Oettinger als Eigentümer.
Größe und Aufwand bei Dekor und Details heben das Haus aus dem durchschnittlichen Baubestand hervor. So ist das Zierfachwerk des Giebels ungewöhnlich vielgestaltig: Brüstungszonen aus Rauten und genasten Andreaskreuzen, geschweifte Zierstreben, aufwendige Giebelzier. Ungewöhnlich ist die männliche Büste als Schildhalter (mit Resten der Jahreszahl) an der Ecke. Dagegen wurden früher ausgediente Ofensteine wie der neben der Figur von 1826 häufiger an Hausfassaden eingemauert. In der Stube befindet sich eine besonders kräftig profilierte Stabfelderdecke, auch das mittlerweile eine Seltenheit!